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From Disco Past To Disco Blast - Eric D. Clark

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Geschmacksbildungen gehen meist so ihre eigenen Wege, die oft nicht mehr nachvollziehbar und verworren genug sind, um im Nachhinein Platz für bedeutungsschwere Projektionen und/ oder Ableitungen zu lassen. Angeeignete Verwurzelungen, mit mythisch anmutender Geste angezeigt, wie Narben vergangener Kämpfe, die dann doch andere gefochten haben. Oder getanzt.
Wenn es hier also um House geht- und damit natürlich auch um Disco im Jetzt, Hier, Wir- dann versuche ich es einfach mal mit Ehrlichkeit, gebe mit leichter Verschämtheit die Nachzüglerposition zu und schiebe vieles der späteren Entwicklung auf ein Promo- Tape für den damals noch sehr jungen Zonic, das uns- eine nicht allzu kleine Gruppe von Personen, zu jener Zeit eventuell mit dem ominösen Begriff Freundeskreis charakterisierbar und Ausgangspunkt für manchen Aktivposten der diesstädtischen „Szene“...- mehr als einen Sommer lang zum Leitstern zu höheren Distinktionsebenen des Groove wurde.
„De Groove You Special“ war die Hymne, das Tape von Ladomat 2000, die Helden des stets mit Höchstvergnügen repetierten Augenblicks hießen Whirlpool Productions und jene fanden sich dann auch bald darauf für den Zonic #6 im Interview wieder. Euphorisierende Initialisierung, schwungvolle Resonanzverstärkung eines bereits innewohnenden Rhythmus- Marrs oder Dee Lite hatte man schließlich auch gemocht, Dub verinnerlicht und getanzt sowieso gerne-, anrisshafte Ahnung der sich öffnenden Horizonte und mehr oder (viel) weniger konsequenter Weitergang in Richtung DJing bei diesem oder jenem war, was mit diesem 1995er Frühjahrsblüher einherging bzw. jenem folgte und die Wahrnehmungsparameter bestimmte, immer wenn es in der weiten Welt mal wieder um Whirlpool Productions ging. Was ja nicht zu selten passierte. War der Erstling „Brian De Palma“, auf eben jenem Tape damals enthalten, eine wundervolle Hommage an Disco und House in den Vorstellungen (Reminiszenzen, Samples quer durch Historien geballt) und Soundmöglichkeiten (Cut up- Methodik, Filterstufen, Kickbeat, psychedelische Schichtung...) jener Tage, inklusive einiger Non- Funktionalitäten elektronischer Spielerei, so wurde schließlich mit „Dense Music“ etwas mehr als ein Jahr später mit ausgefeilterer Musikalität ein Stück Olymp erobert, legeres Hitpotential mit offensichtlicher Eigenwilligkeit zwischen Tracks und Songs offenbart und allgemeiner Sonnenschein verbreitet, der in Teilen Europas auch goldene Einsen vom Himmel fallen ließ. Aber darüber ist genug geschrieben worden.
Was in der ganzen Entwicklung am augenfälligsten wurde, war die Wandlung in der Art der Präsenz öffentlicher, besonders auch medialer Art, die „natürlich“ mit dem Bekanntheitsgrad exponential ansteigend eigenartige Schleifen anfing zu drehen, spätestens seit dem Numero Uno- Hit in Italia. Besonders schön in jener „Lost in Music“- Sendung nachzuvollziehen, die da eben das Motto „From Disco To Disco“ trug und als einen kleinen Nebenaspekt auch den ganzen Wahn andeutete, der sich auf den oberen Ebenen abzuspielen scheint. Spätestens mit der Video(zeitweise omni-)präsenz und der vielleicht auch leicht fatalen Entscheidung, sich „live“ im Sinne von „Konzert“ zu entäußern (und sei es, wie bei den italienischen TV- Auftritten, nur Halbplayback), verschoben sich jedenfalls die RepräsenTanz- Funktionen innerhalb des Gefüges der Members Hans Nieswandt, Justus Köhnke und Eric D. Clark zu, soll ich sagen: Gunsten (?), von letzterem, der da cool die Show zu meistern hatte, in singender Frontmanntradition (bei De: Bug nennt mensch diese wohl „rockistisch“) als allseits fokussierter Rettungsanker der Situationen. Unbedingt gesehen haben sollte man den Auftritt in Mantua, vorgefahren in einer Riesenlimousine, Eric im „From Disco To Disco“-Videolook: in Goldhose, mit Sonnenblumenweste und Gigasonnenbrille, umgeben von unglaublich schönen Frauen, die beiden anderen verloren auf weiter Bühne im Hintergrund, kaum wahrhaft bemüht, die Illusion von Liveauftritt aufrecht zu erhalten, davor armeschwenkende Massen... really strange!
Wie es dazu kam, daß hier der Sache teils wieder ein Gesicht gegeben wurde, eine Identifikationsfigur, darüber ließe sich lange streiten, vielleicht war es das Gesetz Pop (Selbstlauf, Wille, Innen- & Außendruck???), ein Maelstrom im Whirlpool, aus dem man auch erst mal wieder raus kommen muß, so man will, und die eigentlichen Intentionen schienen dies ja nahe zu legen (Cluborientierung mit back to- Attitüde, Anti- Image- Demokratiesierungsblabla elektronisch orientierter Herstellungsmethoden usw.). Dies vollständig zu hinterfragen war aber nie Möglichkeit und ist hier auch nicht angedacht. Mit dem neuen Album „???“ gelingt dem in vielen außermusikalischen Dingen (gibt es sowas noch, wenn laut Eric D. Musik wie Atmen ist heutzutage???) absolut heterogenen Trio auf jeden Fall ein tieftönender Freischlag, den es aber vielleicht auf dem erreichten Niveau (Hochplateau- Spielwiese) gar nicht mehr nötig hat bzw. avisiert mittels karibischer Verlangsamung, Dancehallfiebrigkeit, Dubistik und „crazy music“ als zerhäckseltem Art Rock- New Wave- Etwas mit Auskopplungsfunktion/ fähigkeit Zumindest ein musikalisch wie sonst auch sympathischer Wegversuch. Das Video und die Fotos sind weniger personfixiert und auch on stage sollen Verschiebungen in der Präsentation wahrgenommen worden sein, ich- nun, ich wollte mir die Sache live erstmal nicht mehr antun, zu tief saß die Enttäuschung beim ersten Erleben- Recherchepflicht hin oder her.
Bei der angesprochenen Rolle im Whirlpool- Gefüge, für die der seit einigen Jahren in Köln residierende Ex- San Franciscoianer auch prädestiniert scheint, wirkte vielleicht am ehesten das Prinzip Diva, das bitte nicht mit dem des Frontmanns zu verwechseln ist, die schwer erarbeitete Inszenierung, eine Exzentrik, die an Verrücktheit keinen Mangel aufweist, modisch- visueller, habitueller und eben auch musikalischer „Natur“, gebündelt in einer glamourösen und (doch) überaus sympathischen Erscheinung, die aber mit Sicherheit auch nicht leicht zu handhaben ist. Ein(e) Diva? „Eine Diva, das ist Drama, Kampf und Traurigkeit. All das stellt Disco dar und das stellt eine Diva dar. Sie kämpft sich durch, sie arbeitet hart. Die Disco- Diva ist auf keinen Fall ausgestorben, aber sie muß wiedergeboren werden. Die Betrachtungsweise von Diven hat sich allerdings geändert. Vor 20 Jahren hättest du als Mann keine Diva sein können, heute geht das.“ Getan- gesagt. Wenn es denn in der weiten Disco- Historie eine männliche Diva gab, dann war es bestimmt Sylvester und dessen von Harvey Fuqua produziertes Album „Step II“ von 1978, eine schwül- heiße, hochenergetische, aufputschende Orgie in Disco inklusive des unvergänglichen „You Make Me Feel (Mighty Real)“, war es wohl auch, die das Leben des elf/zwölfjährigen Eric veränderte- übrigens als ein Geburtstagsgeschenk seiner Mutter! Da konnte dann wohl nicht mehr viel schief gehen oder anders gesagt läßt sich so vielleicht eine bequem hergeleitete Geradlinigkeit (re-)konstruieren, die da auch mit Kirchenchor (der Mutter), vielseitiger Instrumentbeherrschung (Piano ab 5, ...der Vater) und frühem DJing daherkommt. Anscheinend gab es hier auch ein sehr wohlgesonnenes Elternhaus der schwarzen Mittelklasse im Hintergrund. Außerdem waren da noch temporäre Involvierungen, all die Musik/ Modestile der Zwischenzeit, Geschmackswechsel von einem Beat zum anderen, Bands, Erfahrungen mit Musicalinszenierungen (daher vielleicht ein Teil des Dramas). Aber was weiß man schon... Wo dabei welche Koordinaten von Disco sich konkret mit der Clark´schen Persönlichkeit vernetzten, bleibt, siehe auch die Einleitung, für uns im Unkonkreten (respektive eigentlich egal). Retrovertierte Aneignung oder nicht, wenn auch Disco kein Lebensstil ist- „das wäre zu flach...“, so ist sie nach Eric wenigstens „eine Art, sein Leben in den Griff zu kriegen“. Was er in diesem Sinne wohl relativ perfekt geschafft haben dürfte, zumindest ist er definitiv, nun ja: „Disco“!
Stellt sich nur die Frage, wovon hier die Rede ist, wenn wir von Disco sprechen. Als geradezu mystifizierter Ort dürfte es klar sein: Tanztempel, Lichter, Saturday Night- Ausbruchsutopie, natürlich auch viel Drogen im Wandel der Zeiten, der DJ und seine Platten, eine relativ offene Begegnungsstätte, wenn man die Regeln kennt (Outfit, Körperpolitik...Stilgesetze), eine sexuelle Verkontaktierungsmöglichkeit- wobei die Rolle der Gay Culture kaum überschätzt werden kann, die in und mit Disco/House eine Öffentlichkeit fand/ schuf,.. so eben auch Eric (checkt mal „From Disco To Disco“ in Videozeitlupe!!!). Auf jeden Fall eine Stätte der potentiellen Ausschweifung im verlängerten Glücksmoment durch die Nacht hindurch, ein Ort des adrinalinpumpenden Hier und Jetzt auf der Basis von 4/4- Beats. Eine gerade durchlaufende Grundstruktur, four-to-the-floor- Diktat, verlängert im Mix zum endlos geflochtenen Band, auf dem alles mögliche passieren konnte: pushende Handclaps, Streicher in Großversammlung vom Himmel regnend, afro- latinohafte Percussionsballungen, soulige Gesangsausflüge, die den gefühlsexplosiven Augenblick o.ä. beschwören, sexgeladener Funk mit klingelnden Guitarlicks und fetten Bassläufen, auf den Punkt gesetzte Bläser, jazzige Vibraphonsoli, skurrile Spacesounds aus obskuren Electronica gepresst, Effekte, angerissene/strukturelleZitate quer durch die Musikgalaxien... Wundervolle Sounds, die im lebendig vibrierenden Archiv zu haben sind, beim glücklich gefüllten Second Hand Dealer oder als fundierter (oft überteuerter) Rerelease, zu denen aber auch Trash vom feinsten sich gesellte, Oberflächlichkeit, Ausdünnung galore- besonders bei europäischen Produktionen-, und Genialität oder Dämlichkeit liegen für die geschmäcklerischen Entscheidung (leider) manchmal gar nicht so weit auseinander. Und dann eigentlich doch. Eine Frage der Position, der Rezeptionshaltung- und aus der heutigen Sicht auch der transformierenden Verarbeitung. Was mir gegebener Anlaß sein soll, diesbezüglich eine gewisse Ernsthaftigkeit zu beschwören und meinen leichten Unmut über die Art der „Disco versus House“- Schwemme zu äußern, die jetzt auch durch Metropolen und Provinzen rollt und ein Discoverständnis offenbart, das wohl eher der Schlagerverkultung nahesteht. Ein oftmals idiotischer Disco- Fasching, bei dem nicht mal der übliche Ironiekrampf mildernde Umstände einfordern darf. Womit nicht unbedingt ein Wissen eingefordert werden soll, ein Verständnis den Roots gegenüber, den großen Discoproduktionen von Gibbons, Moulton, Hartman bis zu Levan oder Kervorkian, die eigentlich „nur“ technologisch angehoben über die Stationen Garage und Hi-NRG sich in House wiederfinden- DJ Sneak: „es gibt nichts Neues in House, alles war schon einmal da..“-, viel eher geht es um ein zu entwickelndes Gefühl der Sache gegenüber, ein Gespür für die Größe und Tiefe, die gute Disco haben kann. Aber diese Grenzlinien ziehen sich wohl- mehr oder weniger unsichtbar- durch die ganze Geschichte von Disco/ House, und vielleicht muß ich mir den Vorwurf gefallen lassen, mir nur Exklusivität, Besserwisssen/grooven, Stil usw. sichern zu wollen in Ausschlußhandlungen. Wenn es so sei, dann sei es so, die rote Samtkordel dazwischen und gut/ungut. Ob ich mich damit aus der „Retro- Hölle“ rette oder der Totalverwurstung entfliehen kann, sei dahingestellt, die eigene Unschuld zur Diskussion ebenso. Womit das Thema nur angerissen sei- die Gesamtdimension von Disco erfassen zu wollen, liegt mir hier fern (fern auch der Kompetenz). Das Universum Disco ist und bleibt widersprüchliches Streitobjekt und gehört längst zu den heiß jonglierten Themen der Cultural Studies (siehe u.a. Spex 09 und 10/1996 mit durchaus empfehlenswerten Disco- Specials). Bleiben wir beim (letztlich unerklärlichen) Material. Musik und Gefühlsevozierung. Die Balance zwischen großer Emotion auf der einen Seite: die freudig zuckende Seele in schweißtriefendem Tanzexzess, das schwelgerische körperliche Bohren in den explodierenden Fluchtpunkt Augenblick, seine Ausdehnung im variablen Mix (weiter, weiter...lebensrettende Endlosigkeitsillusion); und naivem Kitsch auf der anderen Seite ist nicht einfach, aber sie ist machbar- und darauf rekuriert dann wohl auch die oben hergestellteVerbindung von „Drama, Kampf und Traurigkeit“ mit Disco/Diva. Das Wissen um den eventuellen Absturz (danach) als Möglichkeit, um die andere Seite des Exzesses, eine Leere, eventuell auch das Erkennen der vielfach bezugsaufgeladenen Utopie mag da mit hineinspielen, die nur in besten Momenten in Ansätzen eine Temporärverwirklichung erfährt (Heterotopie). Von der eigentlichen Einsamkeit zu sprechen, die jeder mit sich auf den Dancefloor schleppt und die jene sich durch ihre Ausstrahlung exponierende Diva dort oben am besten kennt und ausdrückt, mag zwar generös aufgeblasen erscheinen, aber irgend so etwas kann auch in der Erfahrung des Zusammenseins verborgen sein, wenn man sich auf den seelenrettenden Groove einigt- und wohl zumeist auch auf nicht viel mehr (worin aber auch schon emanzipatorische Elemente, wenn auch nur in Spuren, liegen können). Wobei das „dort oben“ auch übertragen gesehen werden kann- der erarbeitete Stil von Eric ist jedenfalls in aller Variabilität sehr wohl bohemienhaft, manchmal nicht weit von „upper class chic“ entfernt, bei aller Freakigkeit („ahhh.... c´est CHIC: Le Freak...“). Das hat Tradition- eben z.B teils bei den legendären Chic- und ist hier Feststellung ohne Wertungsabsicht- solange die Grooves nicht auf vor allem elitäre Kreise a la Studio 54- Snobismus abzielen und auch sogenannte Underground- Clubs erreichen. „Nie mehr allein und immer gut angezogen“ ist als Partymotto jedenfalls typisch genug und auf dem Cover seiner im Sommer bei Ladomat erschienen Debüt- Soloplatte „Fur Dancefloor“ ist unter der Zeichnung einer manieriert ineinander verschlungenen Partymeute von ausgeprägt eigenstilhaften/exotischen Individuen als kuschlig- sanfte Andeutung zum Sound eben (Kunst-?) Pelz zu sehen. Hier gehören Dinge zusammen. Wie übrigens auch die einzelnen Stücke der Doppel- 12“, deren Seiten mit E,D,C und F einigermaßen unkonventionell betitelt sind (wenn auch leicht herleitbar). „Analog Interactive“ nennt er das Konzept, was bedeutet, daß die sehr wohl auch einzeln für sich stehenden Tracks strukturell so angelegt sind, daß sie ineinander mischbar sind, sich auch aufeinander beziehen, verwandte oder ähnliche Elemente aufweisend. Dafür wurde dann auch Patent angemeldet... nun ja. Beim zweiten Hören offenbart sich, daß es teils nur verschiedene, natürlich immer angemessen spannende Versionen sind, bei denen sich von Vocal onlys bis zur einzelnen, angenehm bösartigen Acidline aber für den DJ überaus dankbares Material zur Manipulation und Neuinterpretation in immer anderen Varianten findet. Ein klassisches, eventuell gar episch aufgebautes Album ist hier nicht zu erwarten und das Bemühen, unbedingt etwas Besonderes zu schaffen, ist vielleicht etwas überdeutlich. Die Idee jedoch ist bemerkenswert, auch wenn er mit seiner bereits vor einer Weile unter D. signed by living erschienen Maxi „The Psychosexual Transgression“ (Ladomat 54) das Prinzip der aufregenden Skelettierung/Modifizierung an einem, wie ich finde, noch spannenderem Objekt bereits vorexerziert hatte- extrem hektisch, hoch verdichtet in der Percussion bis zur zerstückelten Latinomadness, manisch treibend ohne Unterlaß, mit Nachdruck nach vorne gemischte, variantenreiche Meßlatte, der das Album nicht immer und schon gar nicht voll gerecht wird. Die meisten Tracks bestechen zwar durch gute, auf eigene Art funkige Grooves, die Songideen sind catchy und besonders die vocallastigen Sachen wie „Cool Down“ eignen sich phantastisch zum weitschwingenden Hineinlegen in die Stimmung, bei letzteren ließ sich Eric übrigens, an sich nicht gerade der Sänger mit überaus voluminöser Stimme- aber mit viel Seele-, von einem weiblichen Trio, den Clarkettes, unterstützen. Überraschend war für mich aber demgegenüber die stellenweise direkte Rauheit der Produktion. Das klingt manchmal fast wie live im Battle gemixt, in wenigen Momenten geradezu etwas trashig, irgendwie punky- funky. Was keinesfalls unsympathisch ist, im Gegenteil- das Problem ist eventuell nur die enttäuschte Erwartungshaltung...- es offenbart vielleicht auch ein Stück quirlige Lebensart, eine Unstetigkeit, die nach produktiver Geschwindigkeit, Veränderung und Vermeiden von Langeweile drängt- wozu paßt, das er u.a. auch einen Film gedreht hat und Labelpläne in der Schublade. Ausdrucksmöglichkeiten werden variiert und optimiert. Überhaupt: allseitig Weltmann anscheinend, mit tiefgehendem Runduminteresse und ausgesuchten Spezialkenntnissen bzw. Vorlieben. Wenn jedenfalls 30er Jahre- Swing und Bluegrass als wahre Lieblingsmusik angegeben werden, reißen sich ganz andere Horizonte auf, die hier leider nicht einmal angetippt werden können.

Das bei „Fur Dancefloor“ die Funktionalität im Vordergrund steht, ein unmittelbares Beziehen auf den zum Beben zu bringenden Tanzboden bestimmendes Element ist, auf den Moment, in dem die Stücke ihr durch den jeweiligen DJ bestimmtes Eigenleben in Verschmelzung entfalten, dies zeigt eben auch an, das Eric vor allem als DJ aktiv ist, regelmässig z.B. beim Funky Chicken Club in Köln, ansonsten in aller Welt- und wie! Unikalstil, schräg, wild, pumpend, das Spektrum an Spielarten auslotend, basierend zu 2/3 auf ausgewählter Disco, die druckvoll unterlegt und aktualisiert wird. Hier passiert es- und eigentlich nur hier, unwiederbringlich, einmalig, nicht reproduzierbar, in Interaktion mit den Vibes, die der Ort und die Crowd ausstrahlen, und die wiederum vom DJ aufgeladen werden... im besten Fall eine sich möglichst lange drehende Spirale. So erlebt, wie in Polen (Szczcecin) als auch in der heimischen Provinz, die sich da für viel zu kurze Nächte rauschend auflösten in eine Partykonkretheit, die nur noch den Eigengesetzlichkeiten des aufgefangenen Grooves gehorchte. Definitiv ist er eine manische DJ- Gestalt, die da für die Dauer von einigen Stunden, vorzugsweise von Anfang bis Ende der Nacht, die Diktatur über die tanzende Masse erarbeitet, konzentriert schichtend und leger gewagte Mixe meisternd, mit Skills der Sonderklasse, den hedonistischen Exzess dabei gerne auch durch steten Konsum von Mitteln auch am eigenen Körper absolvierend, bis zu jenem Stadium, an dem es dann schon fast unglaublich ist, das der phantastische Mix- in Greifswald an drei Playern- mit der physischen Konstitution des DJs zeitlich parallel geht. Hören- Sehen- Staunen- Tanzen- Dabeisein. Bedingungslose Empirie- & mit Hingabe, bitte sehr! Res ipsa loquitor- the situation speaks for itself. Danach: Wortkrücken.
In dieser Weise entfaltet sich auch die ganze Dialektik von Disco Past und Disco Blast in idealster Form. Eric D. Clark nimmt die scheinbar ewigen Elemente der Disco Past, wie sie sich in allen House- Spielarten finden, und transformiert sie im Mix, der natürlich auch Disco- Klassiker enthält, zu einer sich immer neu entwickelnden Explosion- und gibt damit Disco wieder ein Stück zurück, ein Stück Leben, ein Überleben in der steten Aktualisierung. Was übertragen natürlich genauso für seine Aktivitäten als Musiker zutrifft, sei es solo oder im Verbund bei Whirlpool Productions. Denn auch so ist schließlich das From: Disco To: Disco zu verstehen.
So steht er in seiner ganz eigenen Art tänzelnd in der breiten Phalanx derjenigen Houseproduzenten der Jetzt- Zeit, die, um aus den Linernotes zur „Jumpin´“- Compilation Vol.2 auf Harmless Records zu zitieren (Classics from the Disco Underground, 3-LP!), symbolisieren, was Disco sein KANN:
„Modern. Enterprising. Soulful. Elegant. Alive. Or is that the Bee Gees? Satin Flares are optional.“ AP

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