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Lawrence Bender
Ein Interview

Elisabeth Nagy

Ursprünglich arbeitete Lawrence Bender nach dem Studium als Schauspieler und Tänzer. Er gehörte zur Ralph Robertson Ballet Company, bis ihn eine Knieverletzung ins Aus versetzte. Es blieb die Schauspielkunst. Während seiner Ausbildung zum Schauspieler gehörten übrigens Jessica Lange, Mickey Rourke und Christopher Reeve zu seinen Studienkameraden. Während diese gute Rollen bekamen, mußte Bender sich anders behelfen. Er begann als Produzent zu jobben, um sich so die Rollen an Land zu ziehen. Am Ende blieb er Produzent, und wenn er denn mal einen Cameo-Auftritt in einem seiner Filme bestreitet, landet er auf dem Boden des Schneideraumes.
Lawrence Bender arbeitet ohne Ende. Drei Filme auf einen Schlag, alle drei 1997 gedreht, das ist schon eine Leistung. Der Trip nach Berlin zu den Filmfestspielen hat schon fast etwas von Entspannung an sich, auch wenn er ein Interview nach dem nächsten absolviert. Die Journalisten standen eher bei dem Regisseur von „Good Will Hunting“, Gus van Sant, oder dem Hauptdarsteller in Quentin Tarantinos „Jackie Brown“, Samuel L. Jackson, Schlange. Lawrence Bender fällt im Festivalbetrieb kaum auf. Im Flur des Intercontis finden wir gerade noch ein Plätzchen, die Interviewräume sind alle schon belegt, die Kollegen auf dem Gang beachten uns nicht weiter und schnattern laut weiter. Bender mag oder kann seine Stimme trotzdem kaum heben. Er ist ein zurückhaltender, höflicher Mensch, sehr sympathisch allemal, keineswegs sieht man ihm an, daß er einer der wichtigsten Produzenten der amerikanischen Filmbranche ist.
Quentin Tarantino, ja, der ist in aller Munde. Bender sieht das sehr locker. Er lernte Tarantino 1988 kennen, damals drehte er mit Scott Spiegel den Film „Intruder“. Einige Jahre später drehten die beiden „Reservoir Dogs“, den dann schließlich die Weinstein Brüder und deren Firma Miramax in die Kinos brachten. Es folgten die Filme „Killing Zoe“ von Roger Avery und „Fresh“ von Boaz Yakin. Mit „Pulp Fiction“ gewann er die Goldene Palme von Cannes, danach schloß er einen sogenannten „first look“-Deal mit Miramax.
Das Script der beiden Schauspieler Matt Damon und Ben Affleck, „Good Will Hunting“ bekam Bender direkt von Harvey Weinstein. „Good Will Hunting“ ist die Geschichte eines überdurchschnittlich begabten Jungen, der die Flure einer Universität putzt und zum Spaß die auf den Gängen ausgeschriebenen Mathematik- Probleme löst. Der Mathematik- Professor nimmt sich seiner an, und um ihn aus seinen sozialen Problemen zu befreien bedarf es einem Psychiater, gespielt von Robin Williams. Auf der Oscar-Verleihung 1998 gewannen die beiden jungen Drehbuchautoren den Preis der Academy und im Kino lief der Film sehr gut. Anders Quentin Tarantino. Sein Film „Jackie Brown“, über eine Stewardess mittleren Alters, die zwischen Dealer und Cops gerät, und dann beide Seiten gegeneinander ausspielt, zeugt zwar von einem unerwartet reifen Regisseur, doch im Kino wollten diesen Film nicht gar so viele sehen, wie einst „Pulp Fiction“. Der dritte Film jedoch, den Bender letztes Jahr produzierte, kommt erst jetzt mit einiger Verspätung in die deutschen Kinos. Es ist Boaz Yakins Film „Teurer als Rubine“. Wer nun Bender in eine Schiene mit Tarantino und Robert Rodriguez setzt, der irrt hier gewaltig. „Teurer als Rubine“ folgt einer jungen Frau, einer chassidischen Jüdin, in den Weg zur Selbstbestimmung. Es ist ein sehr ruhiger Film, stimmig in Milieu und Atmosphäre, und stützt sich ausschließlich auf seine Schauspieler, allen voran Renée Zellweger als Sonia, die ihre Rollen mit viel Hingabe meisterlich absolvieren.

Zonic: Was ist das für ein Beruf, der eines Produzenten? Ist man da so eine Art Buchhalter und der Boss am Set?

Lawrence Bender: Der Witz ist gut. So genau weiß das niemand. Was genau tut ein Produzent? Der Titel ist schon seltsam. Jeder Produzent arbeitet anders. Im Abspann lesen wir dann eine ganze Latte von Namen, die alle als Produzenten tätig waren. In Los Angeles gibt es eine Gesellschaft, die diese Credits in einem Rahmen abstecken will. Ein Film sollte, sagen wir, nicht mehr als zehn Produzenten aufführen, und es sollte klar ersichtlich sein, wer was getan hat. Mein Job ist es, auf jeden Fall von Anfang an dabei zu sein. Ich habe das Material vor allen anderen in der Hand. Ich bin da, wenn die Idee zündet, und ich bin dabei, wenn der Drehbuchautor am Script feilt. Diesen Teil mag ich ganz besonders. Ich liebe die Kreativität dieses Prozesses. Ich fühle mich lebendig, wenn ich noch nicht auf alles eine Antwort habe, wenn sogar die Probleme des Autors noch zu lösen sind. Wenn das Drehbuch dann steht, erarbeite ich die Strategie der eigentlichen Dreharbeiten. Ich muß einen Regisseur für das Projekt finden, die Schauspieler, das Geld. Das ist dann die Knochenarbeit. Die einzelnen Stränge müssen zueinander finden. Ich muß mit den Gewerkschaften verhandeln. Wegen allem und jedem kommt man zu mir. Sind dann die Dreharbeiten beendet, beginnt der Schnitt. Regisseur und Cutter verschwinden in ihr kleines Kabuff und nach ein paar Wochen stecken sie ihre Nase wieder heraus. Der Film wird dann abgespielt und man diskutiert. Dann ziehen sie sich wieder zurück und schneiden weiter. Ich muß dabei die Objektivität bewahren. Und wenn der Film dann endlich fertig ist, dann beginnt das Marketing, zum Beispiel muß das Poster entworfen werden.

Zonic: Bleiben wir beim Schnitt. Dem fällst Du auch immer wieder zum Opfer.

L. Bender: Na und ob. Der Produzent verwirft den Schauspieler. Dabei habe ich doch immer nur ganz kleine Auftritte.
Zonic: „Good Will Hunting“ hat einen ganzen Stab von Produzenten. Was macht zum Beispiel der Ausführende Produzent?

L. Bender: Es lohnt sich, das einmal auseinander zu klamüsern. Hier hatten wir drei Ausführende und zwei Co-Ausführende Produzenten. Letztere beiden waren Kevin Smith und Scott Mosier. Der Film war bei Castle Rock im Turnaround, sprich er wurde herumgereicht. Kevin Smith war es, der das Script Harvey Weinstein gab. Smith ist ein Freund von Ben Affleck. Mehr nicht. Aber er stellte den Kontakt her, darum gilt ihm der Titel eines Co-Produzenten. Harvey und Bob Weinstein und Jonathan Gordon sind die Executive Producer. Die Firma gehört Harvey und Bob, und Jonathan ist der Vertraute der Firma, er betreut das Projekt bei Miramax. Aus ihrer Sicht sieht das so aus: Ihnen gehört die Firma und ich bin der Produzent. Verstanden? Nun, man darf nicht außer acht lassen, daß wir uns schon ein paar Jahre kennen. Unsere Zusammenarbeit hat Miramax so einigen Erfolg beschert. Sie vertrauen mir also. Das erleichtert mir meine Arbeit ungemein. Sie wissen, daß ich weiß, was ich tue. Ich habe die Dreharbeiten im Griff. Natürlich sind sie von Anfang an dabei, sie können sowohl beim Drehbuch als auch bei der Besetzung mitreden. Doch mittlerweile gibt es da nicht mehr viele Diskussionen. Dann, nicht zuletzt, ist da nach Su Armstrong. Sie ist die sogenannte Line Producer, die Aufnahmeleiterin. Ich habe drei Filme gleichzeitig betreut, da habe ich sie angeheuert, vor Ort brauchte ich eine starke Hand. Und sie leistete Phantastisches, also verdient sie nicht nur ihren Lohn, sondern auch den Credit. Ach ja, und da ist noch Chris Moore. Auch er wird als Co- Produzent genannt. Er kannte die Jungs schon seit Jahren, und bevor das Projekt in meine Hände geriet, hatte er ihnen geholfen.

Zonic: Das Drehbuch gab Dir Harvey Weinstein.

L. Bender: Genau. Das war im Januar 1996, bei der Preisverleihung der New Yorker Kritiker Vereinigung. Da gab es diesen starken Schneesturm und wir waren alle in der Bar des Four Seasons eingeschlossen. Kevin Spacey, Mike Figgis, Richard Gere und viele weitere. Wir amüsierten uns köstlich, und da kam Harvey auf mich zu und sagte zu mir: „Hier, das ist mein Lieblingsdrehbuch.“ Er hatte es gerade erst gekauft. Mir zeigte er es als erstes.

Zonic: Und Gus van Sant?

L. Bender: Auch er hatte es gelesen. Er wollte das Buch unbedingt drehen. Ich besprach das mit Harvey, an mir solle es nicht liegen. Dann haben wir mit Gus einen Vertrag gemacht und die Dreharbeiten konnten beginnen.

Zonic: Du hast drei Filme in einem Stück gedreht. Zum einen „Good Will Hunting“, dann Tarantinos „Jackie Brown“ und zuletzt „A Price Above Rubies“. Wir koordiniert man das, und welches dieser Projekte bereitete Dir am meisten Kopfzerbrechen?

L. Bender: Ach, die Arbeit ist nie ein Honigschlecken. Doch 1997, das war die reine Trettmühle. „A Price Above Rubies“ handelt von einem jungen jüdischen Mädchen und Boaz Yakin ist der Regissuer. Wir drehten diesen Film in New York, im Januar, Februar und im März. Die Vorbereitungen zu „Good Will Hunting“ begannen im Februar, die Dreharbeiten dann ungefähr im April. Also das war im April, Mai und Juni. Mit „Jackie Brown“ begannen wir Ende Mai. Zog sich über den Sommer bis in den August hinein, hin. Stell dir das so vor: Ich arbeitete an der Vorbereitung zu „Jackie Brown“, flog dann nachts mit dem Red Eye an die Ostküste zu den Dreharbeiten zu „Good Will Hunting“. Da arbeitete ich dann den ganzen Tag, sichtete die Dailies, und flog in der Nacht zurück an die Westküste. Die ganze Woche über flog ich hin und her, und das ca. fünfzehn Wochen lang. Das ist anstrengend, sage ich dir.

Zonic: Ist es Dir denn wichtig als Produzent, bei den Dreharbeiten anwesend zu sein?

L. Bender: So wichtig ist das eigentlich nicht. Doch es ist sehr nützlich. Sicherlich, wenn die Dreharbeiten beginnen, dann ist bereits alles beieinander, der Ball rollt. Der Regisseur ist da, die Crew, die Darsteller. Die Maschinerie ist geölt. Da dürfte es eigentlich keine Probleme mehr geben. Doch kreative Idee entstehen nun einmal spontan. Da ist es ganz praktisch, wenn der Produzent vor Ort ist. Vielleicht will der Regisseur in einer Szene plötzlich nicht einen Wald vor sich sehen, sondern einen Fluß. Dann bin ich da und helfe. Wenn etwas gebraucht wird, schaffe ich das Geld dafür ran. Und es ist meine Entscheidung. Vom finanziellen Standpunkt mache ich den Film. Nicht zuletzt: ich liebe es, dabei zu sein.

Zonic: Bei Robert Rodriguez´ Film „From Dusk Till Dawn“ gab es ernste Probleme mit den Gewerkschaften. Ist das Kriegsbeil inzwischen begraben?

L. Bender. Als ich 1995 mit John Travolte „White Man´s Burden“ drehte, da haben mir die Gewerkschaften arg zugesetzt. Sie haben mir das Leben zur Hölle gemacht. Bei „From Dusk Till Dawn“ stand das Wetter auf Sturm. Ich habe sie einfach zum Teufel geschickt. Ich war gar nicht bereit, mit ihnen zu arbeiten, und am Ende habe ich gewonnen. Doch dann habe ich den Vorsitzenden der International Union of the U.S. angerufen und mit ihm geredet. In der Presse hatten wir uns gegenseitig unablässig beschimpft. Dabei mußten sie politisch so handeln, wie sie es getan haben, während ich mit einem begrenzten Budget einen Film abdrehen mußte. Ich wollte Frieden schließen, ich wollte diese Gewinner- Verlierer- Situation nicht. Wir konnten auch beide gewinnen. Von meiner Seite aus stehe ich auch dazu,

Zonic: Du hast sie ein bißchen geschmiert?

L. Bender: Oh, das kostet. Nein, im Ernst, wenn du so einen low budget Film drehst, dann sind sie zu Zugeständnissen bereit. Mit einem Kompromiß konnte ich leben. Jetzt, wo ich ein wenig mehr Geld zum Filmemachen habe, kann ich auch das Minimum der Gewerkschaften zahlen, wenn auch mit anderen Arbeitsvoraussetzungen.

Zonic: „Jackie Brown“ kostete 12 Millionen Dollar. Und „Good Will Hunting“?

L. Bender: Reden wir lieber nicht vom Geld, es war ungefähr genauso teuer. Ich versuche das Budget möglichst klein zu halten, ich errechne ein Minumum an Kosten. Wenn dann ein Film gut läuft, dann kann ich den Investoren das Geld zurückgeben. Mich interessiert nicht, ob ein Film nun zehn, 20 oder 40 Millionen kostet. Mich reizt ein höheres Budget auch nicht, viel ändert es eh nicht. Ein Film entsteht dadurch nicht anders. Man kann höchstens bessere Löhne zahlen. Man hat ein paar Tage mehr zum Drehen. Man hat mehr Zeit für den Tonschnitt, kann ein größeres Orchester bezahlen. Natürlich gilt das nicht für einen Actionfilm mit großen Effekten.

Zonic: Aber gibt das nicht zu denken, daß ein Film wie „Titanic“ erst 200 Millionen Dollar kosten muß, bevor man auf der Leinwand überhaupt etwas zu sehen bekommt? „From Dusk Till Dawn“ war ein verhältnismäßig preiswerter Film und da passierte eine ganze Menge. Das ist eine Kunst.

L. Bender: Nicht wahr, wir sind doch ziemlich ausgekochte Burschen, Robert, Quentin und ich. Mit wenig Geld haben wir es weit gebracht. Darauf können wir schon stolz sein,

Zonic: Wenn Du schon Quentin erwähnst: Es scheint, dieser Typ kann sich alles erlauben.

L. Bender: So ist es. Seltsam, nicht wahr? Quentin und ich sind ein eingespieltes Team. Unser Verhältnis ähnelt einer Ehe. Manchmal sind wir einer Meinung, dann wieder nicht. Wir kennen uns nun schon sehr lange, und ich bin wirklich kein Ja- Sager. Er ist ein sehr talentierter Bursche und in der Regel macht er, was er will. Doch oft sind wir eben nicht einer Meinung, und es kommt vor, daß ich ihm die Grenzen aufweisen muß.

Zonic: Sagen wir mal, nur zum Beispiel, könntest Du ihn dazu überreden, einen Film auf 80 Minuten zu beschränken?

L. Bender schüttelt sich vor Lachen: 80 Minuten? Das ist nicht dein Ernst. Nein, das ist unmöglich.

Zonic: Den Roman „Rum Punch“ von Elmore Leonard hattet ihr bereits vor drei Jahren in den Händen gehabt.

L. Bender: Ja, vor vier Jahren stand das mal zur Debatte. In dem Paket war „Rum Punch“, „Kill Shots“ und „Bandits“. Wir wollten „Rum Punch“ noch vor „Pulp Fiction“ drehen. Doch wir wußte, wieviel Arbeit da drin steckte, wollten das Projekt aber auch nicht unnötig behindern. Nach „Pulp Fiction“ haben wir aber unsere Seele dafür verpfändet. Wir wollten Elmore Leonards Bücher unbedingt haben. Die anderen beiden Bücher wird sicherlich nicht Quentin drehen, aber er wird einer der Co-Produzenten sein.

Zonic: Was bedeutet Dir Dein Erfolg?

L. Bender: Oh, Erfolg... Ich bin ein arbeitender Mann. Ich kann meinen Erfolg nicht so objektiv sehen, wir andere. Ich bewege mich in meiner kleinen Welt, ich mache meine Filme, ich bin am Set und da zählt der Erfolg überhaupt nicht. Wenn du zusammen mit einer Crew 15 Stunden am Tag arbeitest, dann läßt dich der Umstand, daß du Erfolg hast, kalt. Wahrscheinlich habe ich es als Produzent jetzt leichter, zum Beispiel, wenn ich mit jemanden telefoniere. Die Menschen interessieren sich jetzt dafür, was ich als nächstes machen werde. Türen öffnen sich, man kommt mit talentierten Künstlern zusammen. Ich bin offen für neue Schreiber, neue Regisseure. Doch einen Film zu machen ist immer noch harte Arbeit, besonders, wenn man Filme dreht, die sich nicht so einfach in ein bestimmtes Regal in der Videothek einsortieren lassen. „Good Will Hunting“ ist ein dramatischer Film und doch kann man den Inhalt nicht in einen Satz wiedergeben.
Mit „Jackie Brown“ ist das ganz ähnlich.

Zonic: Die Nachfolger von „From Dusk Till Dawn“, also „Texas Blood Money“ und „The Hangman´s Daughter“ werden nur auf Video veröffentlicht. Warum?

L. Bender: Wir wollten den Erfolg von „From Dusk Till Dawn“ nutzen und zwei jungen Erstfilmer und alten Bekannten eine Möglichkeit geben zu arbeiten. Das eine ist ein Prequel, das andere ein Sequel. Scott Spiegel war damals der erste, der mir mit „Intruder“ einen richtigen Job gab. Das ist jetzt zehn Jahre her. Danach nahm er eine Arbeit in Angriff, wurde aber aufs Böseste gefeuert. Emotional war er für Jahre aus dem Rennen. Endlich arbeitet er jetzt wieder, und das für uns. Er dreht „Texas Blood Money“. Der Regisseur von „A Hangman´s Daughter“ heißt P.J. Pesce.

Zonic: Und auch für Monte Hellman hat Du etwas klargemacht.

L. Bender: Ja, daran arbeite ich gerade. Monte Hellman hat mich und Quentin damals mit den Leuten von Life Entertainment zusammengebracht. Und die haben uns das Geld für „Reservoir Dogs“ gegeben. Damals bekam er dafür den Credit eines Ausführenden Produzenten. Jetzt, wo wir so erfolgreich sind, möchten wir ihm helfen.

Zonic: Weißt Du eigentlich, was Ferien sind?

L. Bender: Nein. Die alte Leier, ich drehe zu viele Filme, mir bleibt gar keine Zeit. Das ist mein Leben. Zum Glück liebe ich meine Arbeit. Doch diese Strapaze von drei Filme und zwei Videoproduktionen in einem Jahr, das wird es nicht noch einmal geben. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn es da noch mehr in meinem Leben geben würde: Familie und so.

Zonic: All die Arbeit, um diese alte Knieverletzung zu kompensieren.

L. Bender: Yeah. Die Energie, die ich als Tänzer nicht ausleben kann, stecke ich ins Filmemachen. Ich habe meine eigene Firma und seit einiger Zeit auch eine Plattenfirma.

Zonic: In einem der Projections-Bände* schilderst Du, wie Du mit Hilfe von Träumen Deine Kreativität zu steigern versucht hattest.

L. Bender: Ein ganzes Jahr lang habe ich meine Träume sorgsam beobachtet. Träume sind Hilfsmittel. Doch wie ein Muskel müssen sie auch trainiert werden, damit man mit ihnen arbeiten kann. Dann jedoch überrollte mich diese Lawine von Arbeit. Ich brach dieses Experiment ab. Ich hatte einfach nicht die Zeit dazu. Ich hatte doch zu gar nichts Zeit. Vielleicht wird das noch einmal was. Vielleicht entschließe ich mich auch dazu, einmal selbst Regie zu führen.

Zonic: Ich danke Dir für das Interview.

* Projections 6, Film-makers on Film-making, Ed. John Boorman & Walter Donohue, Faber and Faber, London 1996: Lawrence Bender: Struggling with Success.

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