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Kolumne

Rex Joswig

K. hatte die nacht mit seinem persönlichen dämon verbracht & erwachte durch die stimmen retardierter berufsjugendlicher im morgendlichen radio. er fühlte sich wie ein mensch ohne zukunft. die zeit ging rum, traf ihn nicht, er sah nicht aus, er war es nicht. ein mann schluckt in seinem leben einen haufen schminke & es ist der blick in den spiegel der einen mann den unterschied zwischen einem teebeutel & einem tampon verstehen läßt. K. hatte sich immer nur mit den erinnerungen anderer beschäftigt & dabei völlig vergessen, was ihm selbst passiert war.
hinter sonnengläsern war es still & flußabwärts floß die nacht.
sein blut war cash & sein cash war blue.
flußabwärts floß die nacht.
er wollte den süßen traum, denn sein blut war endlich.
K. beschloß, nicht jesus zu sein, denn sein traum war endlich.
dann beschloß K., über seinen willen zu triumphieren & am himmel zu zweifeln.
„ stell dir vor, tief in dir drin wärst du blind & der sinn, den du suchst, fällt nicht ins gewicht“
K. wollte das leben an sich um vergebung bitten, wenn es doch nur eine benennbare instanz gewesen wäre & nicht ein gigantischer rummelplatz, auf dem nicht mal die losbude eine gewinnchance verhieß. was K. blieb, war der vorhang hinter dem sich das zentrum von irrsinn & gott verbarg. ihn beiseite zu schieben, ohne im selben augenblick im morgendradio als retardierter berufsjugendlicher aufzutauchen, schien ihm unmöglich.
K. starb vor dem vorhang seiner duschkabine & K. fuhr gen himmel. wo hätte er auch sonst hingehen sollen.



P.S.: Wo ich lebe, gibt´s Vogelscheuchen mehr als Menschen. Chasei

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