Zonic > Artikel > Heft 9 > BAHIA

BAHIA
BAHIA MUSIC (IM ALLGEMEINEN) & KAMPEC DOLORES (IM SPEZIELLEN)

unbekannter Autor
Die Zonic - Recherche – Urlauber im Interview mit Csaba Hajnószy, seines Zeichens personalunionierend in verantwortlicher Stellung beim größten ungarischen Indie-Label Bahia Music und zugleich bei dessen wohl wichtigster Band KAMPEC DOLORES

Präferenzen sind solche Sachen, zumal wenn es um so eigenartige und nicht schlüssig determinierbare Dinglich-keiten wie Musik (respektive jegliche Kunstentäußerung) geht. Eine gewisse Beschränktheit schwingt da schon immer mit, wenn mensch sich dazu noch als stark geographisch-national (-staatlich?/kulturell!) orientiert outet (Nation ist zu begreifen hier bitte als Begriffshilfe nur in Sinne von Herkunft/Kultur in Roots und wie auch immer “gesetzten“ Grenzen!). Also: Warum & Wozu? - Exotismus? Eskapismus? Eigenwertsteigerung mittels Extrakenntnis? Was auch immer, es bleibt eine Unerklärlichkeit mit Egalfaktor. Und eine (Nicht-) Lüge dazu. Der kleine Selbstbetrug des Moments und die sofortige Relativierung beim weiteren Umhören im Sinne von Weltmusik (= Musik aus aller Welt). Wenn ich da also bekenne, mich in letzter Zeit öfter und öfter sehr fasziniert von der unikalen Klangwelt der ungarischen Szene in all ihrer Diversität wiederzufinden, so stimmt dies bis zum Fast- Lieblingslandgedanke... wenn ich da nur an VHK (Rasende Leichenbeschauer) oder die (“guten alten“) A. E. Bizottsag denke, oder eben auch an Kampec Dolores- so klingen aber auch die östlichen (polnischen, estnischen, tschechischen ...) Relativierungen genauso schnell auf, wie der “Gesamtwesten“ (was immer dies sei). Also Um- und Einwertung, Gleich- oder Nebenstellung- und doch auch Nicht-Lüge!
Was das sagt- weiß nicht: vielleicht eine Art Geständnis; vielleicht auch nur eine Art Einleitung; vielleicht nur so dahin mit Wahrheitsfunken im Untersinn. Wählt selbst.
Wer den Zonic in seiner Geschichtlichkeit bisher etwas aufmerksam gelesen hat, und dies mit Nebenaugenmerk auf die Ostspezifika, dem wird eventuell aufgefallen sein, daß viele der angefeatureten ungarischen Sachen von einem Label kamen: Bahia Music. Warum sich hier so verschiedenen Projekte aus so verschiedenen Zeiten des dortigen Undergroundgeschehens akkumulieren als Releases, zu Historie und Hintergründen sonstig programmatisch/ökonomischer Art gab uns in bestem Deutsch im Budapester Hinterhofheadquarter von Bahia der oben bereits kurz vorgestellte Csaba Hajnószy freundlichste Auskunft:

Zonic: Kannst Du kurz etwas zu den Anfängen von Bahia sagen, wer steht hinter dem Unternehmen?
H: Es gab vor fünf Jahren ein Konzert mit meiner ersten Gruppe Kontrol Csoport, das war eine der größten Bands der ersten Wavebewegung in Ungarn Anfang der achtziger Jahre. Wir existierten nur bis 1983. 1991 haben wir also ein Revivalkonzert gemacht, auf einer Freilichtbühne und kostenlos, es waren unheimlich viele Leute da, 15000 vielleicht. Davon haben wir eine Platte gemacht. Wir hatten dann mit Freunden, die recht erfolgreiche Unternehmer in Sachen Mode etc. sind und aus den ehemaligen Undergroundkreisen kommen, die Idee, mit ihrem Geld diese Einzelveröffentlichung zu finanzieren. Später gab es dann noch zwei andere Revivalsachen aus der alten Szene und damals brachten wir auch mit Kampec Dolores die “Levitacio“ heraus, die war in England auf Recommended Records, aber in Ungarn gab es kein Label dafür. Es war dann meine Idee, mit diesen Leuten noch enger zusammen zu arbeiten, denn sie hatten sonst auch niemanden, sie hatten Geld, aber niemanden, der in diesem Sinne arbeiten konnte. Wir waren zu dritt am Anfang und allmählich wurde es größer in den letzten vier Jahren. Bis jetzt haben wir etwa 55 Kassetten und über 35 CDs herausgebracht.
Zonic: Gibt es eine Gesamtidee, sowas wie eine Programmatik für Bahia oder schließt das alles mögliche ein?
H: Musikalisch gibt es eigentlich keine. Wir gehören zur alternativen Szene. Aber das ist auch alles. Es gibt also Leute, die schon in den Achtzigern da waren, meine Generation, die ältere, es gibt viele Gruppen, die aus dieser Szene kommen und daneben natürlich auch neue. Die Szene hier ist nicht so breit, es ist ja unheimlich schwer ... Es gibt dann ja noch Trottel Records, die sehr wichtige Sachen veröffentlichen, aber ständig finanzielle Probleme haben und sonst gibt es nur noch Bands oder Managements, die Einzelproduktionen machen, aber eben keine richtigen Labels mehr. Das bedeutet, daß wir auch nicht als Zensor oder Kritiker dastehen können und wollen - ich bin ja auch selber ein Musiker. Wenn ich Nein sage, ist das zumeist aus finanziellen Gründen. Natürlich gehen wir nicht in die Heavy Metal-Richtung oder werden kommerziell, aber sonst gibt es keine Politik in musikalischer Bedeutung.
Zonic: Da ihr das einzige Label mit Geld im Hintergrund seid, ist dies dann wohl auch Eure Aufgabe, als Auffangbecken zu fungieren.
H: Es ist eine Mission. Wir machen auch viele Kassetten, von denen wir nur 200 oder 300 verkaufen, was manchmal auch jahrelang dauert. Wichtig ist, daß es überhaupt raus kommt.
Zonic: Seid Ihr mit Bahia auf dem Markt integriert oder ist es der finanzielle Hintergrund, der das Label am Leben erhält?
H: Ich denke, daß wir auch allein existieren könnten. Es gibt natürlich kleinere Probleme und nie viel Geld. Aber wir haben sehr viele Sachen und es ist alles in Kommission, wo wir auch regelmäßig kassieren können. Wir haben sehr viele Sachen herausgebracht in den letzten drei Jahren und davon haben sich z. T. auch größere Mengen verkauft. Wobei “größere Mengen“ natürlich relativ ist. Meistens produzieren wir 500 Kopien an CDs und 1000 Kassetten. Das sind dann schon größere Mengen. Die meistverkauften Sachen nähern sich so 5000 Kassetten, das sind aber auch die ersten Veröffentlichungen, die auch schon fast fünf Jahre draußen sind. Vor allem Kontrol Csoport, von denen wir auch etwa 1400 CDs als Rekordverkauf haben. Es gibt ziemlich viele Releases, die überhaupt gar kein Geld gebracht haben, wo nur investiert wurde. Jetzt gilt die Regel, daß wir nur mit dem selbst erwirtschaftetem Geld investieren sollen, es muß sich irgendwie rechnen, wobei wir bisher auch immer, wenn wir schnell etwas herausbringen wollten, noch Geld von der Firma bekamen.
Zonic: Die Sachen, die ich von Bahia kenne, sind doch sehr stark davon gekennzeichnet, daß es die gemeinsamen Linien gibt in der Behandlung osteuropäischer Folklore in einer Herangehensweise, die man vielleicht noch mit Avantgarde beschreiben kann - auch wenn der Begriff sehr schwierig ist. Aber von Kampec Dolores bis zu dem “Tundravoice“-Projekt Lois Viktor zieht sich da für mich Strang ...
H: Üzgin Üver gehören auch noch dazu ...
Zonic: Siehst Du darin eine Besonderheit der ungarischen Szene in diesem Bezug und Aufgreifen der musikalischen Wurzeln, was ja auch bei VHK oder Korai Öröm ein Rolle spielt, daß also sehr stark beobachtet wird, wo man herkommt ... bis zurück zu Mongolei, zur Völkerwanderung, wenn man es so sehen will?
H: Ja, es gibt diesen Aspekt, aber es ist nicht so stark. Ich meine, wo es existiert, ist es dann schon sehr stark ..., aber es ist nicht eine größere Menge von Gruppen. Was wir z. B. mit Kampec Dolores machen, da wir im Wes-ten auch immer gesagt, daß dies nun absolut ungarisch sei, aber wir haben keine direkten Konotationen von ungarischer Folkmusik ... es ist vielleicht irgendwie in der Luft, aber wir hören auch viel afrikanischen Musik und asiatische, vielerlei Zeitgenössisches und Jazz usw.. Die Leichenbeschauer hingegen, die haben diesbezüglich schon eine große Ideologie, ungarischer Schamanismus und so, aber das ist eine andere Geschichte. Es gibt dann im Free Jazz noch das Dresch- Quartett, wo es auch einen ideologischen Bezug zur ungarischen Folkkultur gibt. Sie wollen eine Synthese aus schwarzem Jazz und ungarischem Folk machen und sie spielen wirklich sehr gut. Felix Lajko (siehe Zonic #8 a. p.) spielte auch mit ihnen, jetzt haben sie aber einen anderen Violinisten. Ähnliches gibt es auch noch in anderen Bereichen, aber es ist nicht determinierend, es herrscht nicht vor.

Vorherrschend war bei den mir bisher bekannten Sachen von Bahia auf jeden Fall die “avante“ Note, die Schrägstellung und Eigenwertbetonung durch besondere Kennzeichen, wie eben auch die angesprochene Behandlung von durch das Wort Folk nur sehr ungenau georteten Musikalitäten, letzteres vor allem bei Kampec Dolores, Lois Viktor, Üzgin Üver oder auf sehr eigene Weise noch bei Hortobágyi Lázlo, welcher u. a. seine ritualistischen post-industrialesken Klangteppiche mit Zitateinwebungen auch bei Labels wie Staalplaat und dem deutschen Erdenklang veröffentlicht. Die Note des Schwierigen, Extremen, Avanten fließt aus verschiedenster Richtung ein und in differenziertester Form produktweise wieder in den Klangkosmos zurück. Da wären in der äußersten Ecke die Noiseartisten der poetischen performativen Art B. P. Servive und Tudósok. Aus der Historie bringen diese Note in ganz eigener Form die Ex-Member des A. E. Bizottsag mit ein, jenes phantastischen Ensembles, das Anfang der Achtziger mit zwei LPs eine ganz und gar eigenartige Mixtur aus Wave, Krach, Jazz, Kleinkunst, Schlagermelodie und Vokalakrobatik angeschrägt und populär-verdächtig zugleich erstellte. Eine CD mit jenen beiden nicht mehr erhältlichen LPs gibt es auch über Bahia, die Originale zählten übrigens zu meinen ersten “schrägen“ Platten überhaupt, erstanden vor rund einer Dekade im ungarischen Kulturzentrum- soweit zum Aspekt Sentimentalitäten und Prägungen & damit eben auch Präferenzen (s. o.). Neben den im Zonic bereits vorgestellten Platten von Laca- Jony- Koko- Wahorn und Batu Kármen- sehr empfehlenswerter “pataphysical rock“ mit Gegenstrichkämmung und Druck- gibt es da noch die Soloplatten von Rex Wahorn András, die Filmmusiken entsprechen bzw. darstellen (Achtung: viel Saxophon). Soweit zu den in meinem Wissenshorizont bekannten Bands, der alternative Mainstream, den Bahia ja auch zu bedienen scheint, entzieht sich meinen Kenntnissen, aber die weltweite Uniformität des Andersartigen läßt Vorstellungen zu (ohne Präjudifikationen, versteht sich). Bleiben als Hauptattraktion und stärker in den Betrachtungsfokus zu rückende Erscheinung nach Kampec Dolores mit ihrer einzigartigen Rhythmik, die sich auch poly- geben kann, jenem untergründig pumpenden Vorwärts aus klanglichen Wegsetzungen, die kleinteilig ein faszinierend- märchenhaftes Bild ergeben. Töne aus dem Dies-Jenseits, oriental oder osteuropäisch folkhaft eingefärbt, teils auch im Instrumentariumszitat, in Totale sanft und genauso zu krachigen Ausbrüchen neigend, energievoll und doch irgendwie verhalten. Omnipräsent prägende Verschachtelungen von Gitarren und Bass, nie das Klischee, eine Breitseite ist hier immer eher ein purer Klang als eine Rockeminenz Melodie dabei fast immer Rhythmik (oder umgekehrt), ein Saxophon spielt mit und ab und zu eine Rolle.
Musik mit Würde (auch: Merkwürde) und Zauber, der nicht zuletzt auch aus dem Gesang von Gabi Kenderesi sich herleitet, die zum Teil nur mit Klang, mit Phantasiesprache Lautpoesie bis zu Galas´schen Bereichen erstellt, genauso aber auch einfach nur wunderschöne Balladen ins Gefühlsfeld senkt- man höre nur die Nico-Coverversion “König“ auf “Levitacio“!
Csaba Hajnószy schildert folgend in Kürze den Weg der Band, die über drei bezaubernde (Lieblings-) Platten voller Melodiegewalt und Einprägerhythmik nunmehr an einem Punkt angekommen ist, an dem die Band sich mit vollem Risiko in absoluter Antikommerzialität einem radikalen Sound widmet, der vom Song im klassischen Sinne von Strophe-Refrain, Melodie, Hookline etc. nur Ahnungen bzw. Fetzen übrig läßt, Klänge wie Worte in eine freie Form gießt , die da andeutungsweise Experiment genannt wird und den potentiellen Rezipientenkreis stark minimiert- hard stuff, even for me!

Zonic: Starten wir mit einem Exkurs in die Geschichte der Band: Ihr habt Euch vor etwa 12 Jahren gegründet. Auf Eurer ersten Platte von 1988 (S/T; Ring) existierte die Band noch ohne Schlagzeuger, war das damals so Absicht oder Notlage?
H: Als wir anfingen, waren wir zu dritt. Gabi, die Sängerin war dabei, und Szineg, die hat mit uns fast zehn Jahre gespielt, macht jetzt aber keine Musik mehr. Zum Anfang hatten wir schon einen Schlagzeuger und auch einen Bassisten, aber es war kein gutes Arbeiten. Wir haben dann probiert, mit Drummachine und Bass vom Tape zu arbeiten. Das haben wir ein Jahr lang gemacht, auch live. Es war gut, daß wir so existieren konnten, aber es war nicht so gut, immer mit einer Machine spielen zu müssen, also haben wir damit aufgehört – es ist nur auf der ersten Platte noch so mit drauf.
Zonic: Die zweite Platte (Levitacio) wurde dann ja 1989 in Berlin (Ost) aufgenommen...
H: Ja, in Wilhelmshagen. Wir hatten gute Kontakte damals zu den Skeptikern, d. h. zu dem Manager, einem gewissen Matthias. Er war sehr geschickt und hat das irgendwie organisiert. Das Studio gehörte einem gewissen Martin, er hatte Schlagzeug bei Stern Combo Meißen gespielt, es war ein Privatstudio. Es war vor allem auch sehr billig für uns, denn ein Studio dieser Ausrüstung hätten wir in Ungarn damals nicht bezahlen können, ge-schweige denn in Amsterdam oder so. Es war das letzte Geschenk von Genosse Stalin.
Zonic: Das ja auch kurz vor Ende.
H: Es war sehr interessant damals, drei Wochen vor der Geschichte mit der Mauer. Ich kannte die DDR sehr gut, hatte Freunde dort. Es war sehr merkwürdig, ich spürte damals, daß die Leute einfach keine Furcht mehr hatten auf den Straßen. Man konnte fühlen, daß etwas passiert ... Ich war vorher viel in der DDR und es war immer irgendwie gefroren alles. Es war schon wie eine Revolution - es war gut.
Zonic: Diese zweite Platte kam dann bei Recommendet Records heraus ...
H: Zu einer sehr schlechten Zeit, denn sie kam nur als Vinyl und es war das Ende von Vinyl ... Später haben wir sie dann auf CD zusammen mit der ersten Platte herausgebracht, aber das war schon bei Bahia.
Ich glaube, daß Chris (Cutler, Chef von ReR) noch welche in Distribution hat, aber er hat nicht so sehr viele davon verkauft.
Zonic: Wie kam es zu den Verbindungen zu ReR und Cutler?
H: Das kommt noch aus Urzeiten her. So ´83/´84, als Kontrol Csoport zu Ende war und auch vorher schon, da hatte ich sehr stark dieses Gefühl von Isolation. Das war hier eigentlich sehr nach westlichen Einflüssen orientierten, es aber keine Kommunikation gab. Dann habe ich einen Sampler zusammengestellt, das waren Kassetten mit Musik und Informationen über die damalige ungarische Szene, betitelt mit “Voice of Hungary“, den habe ich selbst vervielfältigt und verschickt. Ich hatte eine Platte, die Der Plan zusammengestellt hatte, die hieß “Babel“, mit Musik von Amerika bis zum Iran. Vera Bódy gab sie mir, die Frau von Gabor Bódy, sie war damals in Westberlin ... und da waren Adressen darauf, an die habe ich geschrieben. Chris Cutler bekam dann diese “Voice of Hungary“ von jemanden aus Prag, er schrieb mir sofort und zwei Jahre später habe ich ihn besucht. Wir haben fast freundschaftliche Beziehungen. Er hat auch mit uns zusammen gespielt. Wir haben einmal eine Tour mit Pere Ubu gemacht. Cutler war damals ihr Schlagzeuger und er sowie Tony Maimone sind eingestiegen, haben zwei Songs gelernt und mit uns gespielt - wir arbeiteten zu jener Zeit noch mit dem Playback. Das war gut!
Zonic: Diesem Zusammenarbeit hätte man natürlich ausbauen sollen ...
H: Wir haben es auch versucht, aber es hat nicht geklappt. Er hat auch viel zu tun, zu viele Arbeitspartner. Er hatte auch schon zugesagt, aber bisher klappte es noch nicht. Es geschieht oder es geschieht nicht, forcieren kann man es nicht. Wenn es nicht einfach geht, dann eben nicht. Wir hatten damals große Hoffnungen, denn wir kamen auf Tour mit Pere Ubu überall gut an, die Tour ging durch ganz Europa... wir verkauften ziemlich viel Kassetten und stießen auf großes Interesse. Aber damals waren es auch noch andere Zeiten. Heute ist es wirklich schwer geworden, man interessiert sich nicht mehr so sehr für solche Art Livemusik, die Konzerte sind viel leerer. Es ist schwieriger geworden.
Zonic: Kannst Du etwas zu den Umständen der Produktion des neuen Kampec Dolores–Albums (“Rapid“, das dritte Album hieß “Tü fokán“, außerdem gibt es noch eine Zusammenstellung von Werken der Zeit 1984 – 1988, alles auf Bahia) sagen?
H: Wir haben in Frankreich produziert, bei Freunden, denn wir können immer besser mit Freunden arbeiten, die Atmosphäre ist uns sehr wichtig. In Ungarn gibt es zwar Studios, aber die guten sind auch nicht so billig.
Zonic: Mir ist bei Eurem letzten Konzert aufgefallen, daß Ihr in zwei Parts aufgetreten seid, zum ersten ein relativ normales Konzert mit alten Songs und dann nach einer Pause, die auch den Unterschied betonte, die neuen Sachen, die sehr stark improvisiert klangen. Ist das die neue Zielrichtung von Kampec Dolores, eine Entwicklung weg von Strukturen?
H: Es gibt Improvisation, aber es ist konstruierte Improvisation, es ist nicht frei. Wir haben früher viel Songs gemacht und wollten einfach mehr herumspielen mit den Ideen. Songs haben wir nun zehn Jahre geschrieben, es sind zumeist einfach strukturierende Ideen ... Ich denke nicht, daß wir nie wieder Songs machen werden, es werden sicher einige entstehen, aber diesmal war es interessant und anders, so zu arbeiten. Diese Platte ist viel mehr in sich ein Werk, bei den älteren gab es immer Songs, die dann zusammengesteckt wurden.
Zonic: Gibt es da einen konzeptionellen Weg, den die Platte geht oder ist sie einfach nur musikalisch in sich geschlossen?
H: es ist mehr musikalisch, es gibt keine Story - d. h. es gibt doch eine, aber das ist nicht so leicht ablesbar und zu erklären, es ist keine Geschichte, sondern eine Sukzession.

Bleibt als notwendiger hilfreicher Abschluß nur noch die Vermeldung der Möglichkeit, sich bei Bahia direkt mit all dem Stoff versorgen zu können, Adresse siehe hier:

BAHIA KIADÓ
1075 BUDAPEST SIP U.7.II.9A

Copyright © 2006 Zonic