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03.10.2014. UT Connewitz, Leipzig. 1984! Warschauer Punk Pakt revisited.

naTo, UT Connewitz und Zonic präsentieren:

30 Jahre L´Attentat & "Made in GDR"-Record-Rerelease
25 Jahre Der Schwarze Kanal

Live:
L´Attentat (Leipzig)
Der Schwarze Kanal (Leipzig)
Dezerter (Warschau/PL)
Der Chor (Leipzig)

Dazwischen: Zonic Zound Zystem präsentiert Ost-(Post)-Punk-Klassiker

1984 war ein eher bitteres Kapitel für Punk in der DDR. Einerseits setzte sich auch im Orwell-Jahr die 1983 angefangene vehemente Punk-Verfolgung durch Stasi und andere Repressionsorgane des Staates fort, die auch in Leipzig diverse Opfer hatte, andererseits riss die erste große Ausreisewelle empfindliche Lücken in die Szene. Aber es gab auch trotzig-rotziges Weitermachen, erste beständige Nischenräume unterm Dach der Kirche und natürlich weiter aufmüpfige Sounds. Mit L´Attentat formierte sich in eben jenem Jahr eine Kult-Band der härteren Gangart, die eine kurze Zwischenstufe als HAU und personelle Querverbindungen zur Leipziger Ur-Punkband Wutanfall hatte. So kompromisslos wie die Klänge, so eindeutig waren die Texte. Gegen System, spießige Gesellschaft und Umweltzerstörung, sowie, um einen berühmten L´Attentat-Slogan aufzugreifen, „Gegen Intoleranz und Faschismus“. Der zierte nicht zuletzt auch die Beilage der einzigen L´Attentat-LP „Made in GDR“, auf der als Band-Symbol zudem das Schwein aus Orwells „Farm der Tiere“ prangte. Die erschien allerdings natürlich nicht in der DDR, sondern 1987 beim westdeutschen Label X-Mist. Illegal, das Material herausgeschmuggelt von schweizerischen und französischen Freunden in einem Akt internationaler Punk-Solidarität.
Pünktlich zum Band-Jubiläum erscheint diese mittlerweile gesuchte LP nun erstmals wieder im Original-Layout in Kooperation der Leipziger Punk-Institutionen Major Label und SM Musik. Garniert mit einigen exquisiten Extras: so finden sich im Booklet nicht mehr nur die Texte mehrsprachig und allerlei Fotos und Artworks, sondern zudem auch die Geschichte der Band aus Innenansicht oder diversen Außen-Perspektiven sowie Interviews mit den damals in das Entstehen der LP Involvierten. Zusätzlich gibt es eine Single-Beilage mit Songs aus der Frühphase der Band mit dem ursprünglichen Sänger Bernd Stracke, der aus dem Dokumentarfilm "Ostpunk - Too Much Future" bekannt sein könnte und zum Zeitpunkt der LP-Aufnahmen bereits direkt aus dem Gefängnis dorthin abgeschoben worden war, wo die Platte erschien. Verurteilt wegen illegaler Kontaktaufnahme mit Westmedien: einem Punk-Fanzine. Diese historische Wiedergutmachung bringt nicht zuletzt auch eine Version des wohl größten lokalen Punk-Hits, das schon von Wutanfall gespielte und immer neu aktualisierte „Leipzig in Trümmern“.
Dieses Stück gehörte dann auch zum Repertoire jener Band, die sich nach der Ausreise aller Ur-Mitglieder unter Mitwirkung späterer L´Attentat-Musiker gründete und am 08.10.1989 als erstes Konzert eine Soli-Show für die auf den bisherigen Demos Inhaftierten spielte: Der Schwarze Kanal. Eine Gruppe mit relativ kurzer Lebenszeit und ebenfalls überschaubarer Diskographie, die allerdings ab und an wieder auftaucht, um das Erbe mit angemessener Energie zu pflegen.
Zur Rerelease-Party kommt es nun zu einer kleinen Sensation, nämlich der einmaligen Reunion eines Großteils der Ur-Besetzung von L´Attentat, lediglich ein Original-Mitglied fehlt: aus moralischen Gründen, die im Booklet ausführlich erläutert werden. Support kommt von den legitimen Nachfolgern Der Schwarze Kanal. Ein subkulturhistorischer Abend, der zudem vom Leipziger Punk-Chor unterstützt wird, vor allem aber als Special guest eine der legendärsten Punkbands des Undergrounds hinterm Eisernen Vorhang aufbietet. Dezerter aus Warschau, gegründet 1981 als SS20, sind dabei nicht nur in hartem Sound und Anarcho-Ideologie durchaus nahe Ost-Verwandte von L´Attentat, sondern veröffentlichten ebenfalls 1987 eine illegale LP im Westen. Allerdings sogar im Westen der USA, beim Label des einflussreichen Punk-Fanzines Maximum-Rock´n´Roll aus San Francisco. Vermittelt, und das macht den Unterschied zwischen den Möglichkeiten der Szenen in den beiden real-sozialistischen Bruderländern DDR und Polen schön klar, durch die kanadische Punk-Band D.O.A., die mit Dezerter auf Polen-Tour waren. Nicht nur das: im gleichen Jahr folgte dann sogar noch eine offizielle Dezerter-LP im eigenen Land ... Aber wer mehr dazu wissen will, sei auf das „Go Ost!“-Buch von Alexander Pehlemann verwiesen. Dort finden sich Dezerter auch neben einer Vielzahl anderer Legenden des osteuropäischen Undergrounds auf der beiliegenden CD. Der Herausgeber des Kulturalmanachs Zonic initiierte den im Geiste des (potentiellen) Warschauer Punk Paktes zelebrierten Abend und präsentiert zudem zwischen den Live-Acts als Zonic Zound Zystem diverses Klangmaterial des (Post) Punk Ost-Kontext.

Eine Kooperation von naTo, UT, Zonic, Major Label, SM Musik und dem Polnischen Institut Berlin, Filiale Leipzig

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